Heteronormative Leidenschaft

Im ersten Roman von Albena Dimitrova, die 1969 in Sofia geboren wurde und seit den achtziger Jahren in Frankreich lebt, wird die leidenschaftliche Liebesgeschichte eines ungleichen Paares in der Endphase des Sozialismus in Bulgarien erzählt.

Guéo ist Mitte fünfzig und Mitglied des Politbüros. Alba ist siebzehn, Waise und geht noch zur Schule. Sie begegnen einander im Regierungskrankenhaus, das eigentlich nur „kommunistischen Würdenträgern“ vorbehalten ist. Dort beginnt ihr Verhältnis. Kritik am maroden sozialistischen System in Bulgarien mit Korruption, Vetternwirtschaft und Geheimdienstüberwachung wird in der Figur des Guéo, der natürlich Teil dieses Systems ist, angedeutet. Viel Raum nimmt die Beschreibung des gegenseitigen Sich-Verfallen-Seins der beiden ein. Dimitrovas Sprache ist distanziert und präzise. Ein bitterer Nachgeschmack bleibt angesichts der gewissen Plattheit bei der Wahl der Charaktere: junge Schönheit trifft auf privilegierten intellektuellen Mann über fünfzig. bf

Albena Dimitrova: Wiedersehen in Paris. Aus dem Franz. von Nicola Denis. 189 Seiten, Klaus Wagenbach, Berlin 2016 EUR 20,50