Stille Emanzipation: Lebensgeschichte einer Ärztin

Die Lebensgeschichte einer Frau, die zwei Weltkriege erlebt und so unaufgeregt wie eigenständig ihren Weg geht: Als praktizierende Ärztin für Geburtshilfe wird die Erzählerin zur Vertrauensperson für Frauen, die unter dem Verbot der Abtreibung leiden. Als Schwester und später als Mutter muss sie miterleben, wie ihre Brüder und Söhne als Soldaten in den Krieg gehen. Und als Ehefrau sieht sie sich konfrontiert mit der Persönlichkeitsveränderung ihres Mannes, der im Krieg einen Arm verliert. Judith W. Taschler versteht es, immens viele Erzählstränge schlüssig zu verknüpfen, dazu noch historische Fakten zur Geschichte der Medizin und genaue Beobachtungen zu den liebevoll beschriebenen Figuren zu liefern. Es entsteht so ein reichhaltiges Panoptikum der bewegten Zeit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Judith Staudinger

Judith W. Taschler: Nur nachts ist es hell. 319 Seiten, Paul Zsolnay Verlag, Wien 2024 EUR 25,50