Über die Notwendigkeit zu schreiben
Die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Nava Ebrahimi gibt in ihrer Veröffentlichung der Grazer Vorlesungen zur Kunst des Schreibens, die unter anderen ihre breit diskutierte Rede zur Wiedereröffnung des Burgtheaters 2021 enthält, Einblicke in ihr Werk und ihre Beziehung zum Schreiben. Das kurze Buch ist gut zu lesen und ist eine leichte Einstiegslektüre zu Ebrahimi. Dennoch bleibt das Gefühl, dass das Buch gesprochen besser funktioniert. Die Autorin gibt den Zuhörerenden bzw. Lesenden viele persönliche Antworten auf die Frage, warum sie schreibt: Schreiben ist für sie Ausdruck des ambivalenten Ichs, was sich auch in ihrer sprunghaften Erzählweise wiederfindet. Dabei hantelt sie sich von Erzählung zu Erzählung, die allesamt manchmal etwas langatmig wirken, bis sie bei ihrer tatsächlichen Aussage ankommt. Das Buch hört deshalb leider auch dort auf, wo die spannenden Fragen beginnen: Was ist das Ich und was kann es alles beinhalten?
Nike
Nava Ebrahimi: Wer ich geworden wäre, wenn alles ganz anders gekommen wäre. Herkunft Identität Imagination. 96 Seiten, Droschl, Graz 2024 EUR 16,00