Vorbildliche Integration

In ihrem autobiografischen Roman „Ein fesches Dirndl“ erzählt Zdenka Becker die Geschichte der Migration der Protagonistin Bea von der Slowakei nach Österreich. Als sie 1975 mit ihrem Ehemann nach Wien kommt, beginnt für sie eine desillusionierende Zeit. Die ersten Monate sind von quälender Sprachlosigkeit, Isolation und intensiven Fremdheitsgefühlen geprägt. Bea reagiert psychosomatisch mit Schwindelanfällen auf die als aussichtlos erfahrene Situation ihrer nunmehrigen beiderseitigen Unzugehörigkeit und kann sich erst durch den Besuch eines Deutschkurses aus der Enge ihres Hausfrau- und Mutterdaseins herauskämpfen.
Die weitere Geschichte ist durchaus eine Erfolgsstory, wenn auch mit einigen Hürden. Mit der Übersiedlung aufs Land gelingt es Bea, an zurückgelassene Momente ihres früheren Lebens anzuschließen. Die mit ihren Großeltern verbundenen Gefühle der Geborgenheit sowie das mit ihnen verbundene historische Wissen um Krieg, Armut, Migration und politische Unterdrückung stärken und beflügeln sie. Bea wird Dolmetscherin und Deutschlehrerin für geflüchtete Personen. Sie erobert sich als Schreibende, Übersetzende und Lehrende die fremde Sprache Deutsch sowohl als Handwerkszeug als auch als literarisches Ausdrucksmittel. Die im ersten Teil des Romans quälend oft geäußerte Sehnsucht nach Zugehörigkeit, nach Authentizität wird durch ein über das Produktivmachen der sprachlichen und gesellschaftlichen Zwischenstellung vermitteltes Engagement abgelöst.
SaZ
Zdenka Becker: Ein fesches Dirndl. 279 Seiten, Gmeiner Verlag, Meßkirch 2019 EUR 20,00