Zeitzeugenschaft aus Stein
Das NS-Regime hat in Österreich und Deutschland eine große Anzahl an Gebäuden hinterlassen, die durch ihre Errichtung oder ihre Nutzung durch dieses Regime als vergiftet oder kontaminiert bezeichnet werden können. Wie also umgehen mit diesen „Steinernen Zeugen einer dunklen Vergangenheit“? Im Rahmen zweier Tagungen, die in Innsbruck und in Linz Ende 2021 stattfanden, setzten sich KünstlerInnen, WissenschafterInnen und ArchitektInnen mit dieser Frage auseinander. So verschieden wie die Fachgebiete der AutorInnen, so verschieden sind auch die Texte, die für dieses Buch entstanden sind. Neben wissenschaftlichen Abhandlungen und Interviews wurden zahlreiche Fotos zur Verdeutlichung dieses vielschichtigen Themenbereiches verwendet. Die Abbildungen sind sowohl zeitgenössisch als auch aktuell. Der geografische Bogen spannt sich von einigen österreichischen Bundesländern über Deutschland bis hin zu einem Exkurs nach Spanien und Bozen. Der zeitliche Rahmen beschränkt sich nicht auf die in der NS-Zeit geplanten und errichteten Gebäude, sondern es werden auch Bauwerke herangezogen, die in dieser Zeit prominent genutzt wurden. Das 1874–1883 errichtete nunmehrige Wiener Parlamentsgebäude etwa wurde als Gauhaus genützt. Das vorliegende Buch entstand in Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck, der Kunstuniversität Linz und dem Haus der Geschichte Österreich. Durch die unterschiedlichen Perspektiven der Beiträge und die zahlreichen Abbildungen wird die komplexe Thematik auch interessierten Laien zugänglich gemacht.
Karin Nusko
Ver/störende Orte. Zum Umgang mit NS-kontaminierten Gebäuden. Hg. von Ingrid Böhler, Karin Harrasser, Dirk Rupnow, Monika Sommer und Hilde Strobl. 259 Seiten, Mandelbaum, Wien 2024 EUR 25,00