Aschenbrödel als Bestatterin
Zoe ist mit ihren 21 Jahren die jüngste Bestatterin Deutschlands und die Hauptprotagonistin im ersten Krimi von Helene Henke. Gemeinsam mit ihrer religiös-fanatischen Mutter führt Zoe in einer deutschen Kleinstadt ein Bestattungsunternehmen, als eines Tages ausgerechnet jene drei jungen Männer bei ihr am Tisch landen, die sie vor Jahren beinahe vergewaltigt hätten. Dieser Umstand wird bereits als spannungsgeladen positioniert, dient später als begründeter Verdacht, wobei das Kriminalistische an der Handlung erst mit Zoes Entdeckung beginnt, dass die drei ermordet wurden. Der eintreffende Ermittler aus Mainz erfüllt mit den ersten Sekunden seines Auftritts alle Klischees des modernen Prinzen, Puls rast, Herzen klopfen, Knie erweichen und schließlich lässt er sich auch noch mitten im dunklen Wald zu einem Kuss hinreißen. Die als selbstbewusst und unnahbar gezeichnete Bestatterin, die sich leidenschaftlich über Details der Leichenversorgung auslässt und als sexy Gogo-Tänzerin ein nächtliches Doppelleben führt, wird schlussendlich aus ihrer gewaltbedingten Gefühls-Abstinenz vom Kommissar aus der Großstadt und seiner breiten Schulter zum Anlehnen gerettet. Was leider auch nicht sonderlich unerwartet erfolgt, nachdem Henke jede Andeutung und mögliche Emotion wortreich erklärt und in aller Eindeutigkeit ausdekliniert. Es bleibt, dass die Einblicke in das Bestattungswesen ganz interessant sind. mel
Helene Henke: Totenmaske. Krimi. 428 Seiten, Droemer, München 2013 EUR 15,50