Bullshit 

Susanne Strnadl entführt in ihrem neuen Roman in eine leicht verschobene Parallelvariante Wiens. Hauptfigur Amanda hat ein konfuses Privatleben, ist aber geradlinig und überaus erfolgreich in ihrem Job als Bullshit-Dolmetscherin. Sei es bei Vertragsverhandlungen, sei es vor Gericht, wer es sich leisten kann, engagiert eineN DolmetscherIn, die/der das Blabla der Gegenseite inklusive nonverbaler Kommunikation in Klarsprache übersetzt. Im Zuge eines Scheidungsverfahrens, in dem Amanda dolmetscht, kommt sie nicht nur zwischen die Fronten sondern mitten in einen Skandal, in den der Erzbischof, seine Ehefrau (sic!), jede Menge katholischer Hardliner sowie die Klatschpresse verwickelt sind. Dass Amanda, obwohl sie in ihrer Profession alle durchschaut, in Sachen Liebe und Beziehungen – nicht nur der eigenen –  riesige blinde Flecken hat, ist manchmal verwunderlich, schmälert aber das Lesevergnügen kaum. Denn unterhaltsam ist der Roman und nach seiner Lektüre sitzt eine in jeder Sitzung, bei jeder Diskussion und übersetzt im Geiste den Bullshit, der da von sich gegeben wird. Wäre spannend, das mal laut zu tun! ESt

Susanne Strnadl: Die Bullshit-Dolmetscherin. Roman. 248 Seiten, Seifert Verlag, Wien 2015 EUR  19,95