„Das Gesicht fällt aus meinem Kopf“

In „Fliegenpilze aus Kork“ beschreibt Marie-Luise Lehner ein Leben vom Geboren- bis zum Erwachsenwerden. Es sind Fragmente aus der Vergangenheit der Ich-Erzählerin, jene Momente, die sie mit ihrem Vater geteilt hat. Ihre Eltern haben sich früh getrennt, sie wohnt bei ihrer Mutter und ist nur am Wochenende bei ihm. Jedes Erlebnis ist so einzigartig, manchmal wiederholen sich Dinge, ein orangenes Kleid und ein Sofa, es ist alles sehr authentisch und wirkt aber auch so unwirklich. Ein ganzes Leben wird mit einer Leichtigkeit aufgerollt, die im Nachgeschmack doch schwerer ist, als zu Beginn zu erahnen gewesen wäre. Es wirkt, als würden die Jahre im Wimpernschlag vergehen und als wäre man als Lesende ganz nah dabei. Die Erzählerin teilt die Verwirrung über die oft ungewöhnlichen Taten des Vaters. Sie beschreibt und erzählt, kommentiert jedoch nicht, manchmal schreibt sie, wie sie sich fühlt, bewertet allerdings nie. Zur Ich-Erzählerin und ihrem Vater kommt im Laufe der Jahre auch noch eine kleine Schwester dazu, die ganz anders ist, als sie selbst, die laut sagt, was sie möchte und was ihr nicht gefällt, womit eigentlich ein zweiter Blick auf die Sache gewonnen wird.  Am Schluss passt alles zusammen, die Erzählerin ist erwachsen und der Vater hat wieder zum Schnitzen begonnen. Lilian Kaufmann

Marie-Luise Lehner: Fliegenpilze aus Kork. 191 Seiten, Kremayr & Scheriau, Wien 2017 EUR 19,90