Das Suffix: -*in
Lena Völkening, angehende Linguistin und Literaturwissenschafterin, nähert sich der Frage des Genderns in der deutschen Sprache aus einem linguistischen Blickwinkel. Dazu skizziert sie die Geschichte des Anliegens, Frauen nicht nur „mitzumeinen“ bis zu der aktuellen Diskussion um Formen, die nichtbinäre Personen ebenfalls sichtbar machen sollen. Grammatiktheorie bespricht sie ebenso wie das Verhältnis von Sprache und Denken. Mit zahlreichen Studien, die untersuchen, welchen Einfluss die Wortwahl auf die Vorstellung und die assoziierten Bilder hat, belegt sie die These, dass „der generische Plural“ sehr wohl weniger an Frauen und nichtbinäre Personen denken lässt als eine der markierten Ausdrucksweisen. Sie positioniert sich klar als Vertreterin dessen, dass sich Sprache entwickelt und damit gegen einen konservierenden Blick. Die Motivation für Sprachwandel definiert sie als das Verlangen, etwas deutlicher zu sagen, als es bisher möglich war. Nicht nur schriftliche Markierungen werden besprochen, ein Kapitel widmet sich dem glottalen Verschlusslaut vor dem weiblichen Plural. In den letzten Kapiteln setzt sie sich mit den unterschiedlichen Markierungsformen auseinander und versucht zu begründen, warum sich manche Formen leichter durchsetzen als andere. Ein spannend zu lesendes, unterhaltsames Plädoyer für feministischen Sprachwandel gegen die heterosexuelle Norm!
Sena Dogan Lena Völkening: Gendern. Warum wir die Flexibilität des Sprachsystems nutzen sollten. 157 Seiten, Unrast, Münster 2022 EUR 15,95