(K)eine Sprache für Sexualität?

Unsere Sprache für Sexualität, Lust und Begierde ist – wie die vieler anderer Bereiche – stark von einem männlichen Blick geprägt. Simone Schönett begibt sich auf knapp hundert Seiten auf die Suche nach einer anderen, einer „weiblichen“ Ausdrucksweise, einem „neuen Sprachgewand“. Das Ergebnis ist eine Art „lyrischer Essay“, zusammengesetzt aus einer überbordenden, zu Pathos neigenden Aneinanderreihung von Metaphern. In dem aus vielen kurzen Absätzen bestehenden Text finden sich zwar durchaus nachvollziehbare Überlegungen zur Unmöglichkeit, sich (als Frau) innerhalb des vorhandenen sprachlichen Rahmens ausdrücken zu können; die im Klappentext angepriesene „lustvolle Revolution der weiblichen Sprache“ bleibt jedoch aus. Schönett bedient sich teils geradezu traditioneller Bilder zur Beschreibung weiblicher Sexualität und probiert sich an Metaphern von Naturgewalten und verschiedener Formen von Spalten und Löchern aus. Diese Wiederholungen könnten zwar als Stilmittel oder als eigenwilliger Versuch, sich Sprache anzueignen, gedeutet werden, muten aber letzten Endes eher als etwas orientierungslose Auseinandersetzung mit der an sich spannenden Ausgangsfrage an. So erfüllt der Text nicht die Erwartungen der Leserin, aber es ist zumindest ein Versuch.

ReS

Simone Schönett: Das Pi der Piratin. 104 Seiten, Edition Atelier, Wien 2020, EUR 16,00