Mechanik des Terrors
Im Jahr 1933 kommt Emil Cioran zum Studium nach Berlin. Deutsch hat er bereits als Jugendlicher in seiner walachischen Heimat gelernt, „wo die Vampire die Gesetze machen“. In Berlin bestimmen die Nationalsozialisten, die der junge Stipendiat bewundert. Ihn selbst treibt Todessehnsucht und ein heftiger Nihilismus an. Gemeinsam mit seiner Wirtin, der Witwe Heilscher, hört er beim Abendessen die Reden Adolf Hitlers und fühlt sich endlich an seinem Sehnsuchtsort angekommen, „im magischsten Raum aller Träume“. Dem glühenden NS-Anhänger Cioran stellt die Autorin mit dem Gestapo-Chef Rudolf Diels eine weitere historische Person an die Seite. Beide Figuren schlittern durch die aufgeheizte, fiebrige Anfangszeit des Terrorregimes: Während Cioran von Unsterblichkeit träumt, versucht Diels dem Nationalsozialismus eine rechtsstaatliche Grundlage zu geben. Doch schon bald blicken beide in einen gemeinsamen Abgrund. Im Wettlauf mit der Zeit, getrieben von ihren großen Wünschen und umgeben von menschlichen Dämonen, beginnen Emil Cioran und Rudolf Diels zu scheitern. Mariam Kühsel-Hussaini widmet sich in Emil der dunkelsten Epoche der deutschen Geschichte.
Ute Fuith
Mariam Kühsel-Hussaini: Emil. 320 Seiten, Klett-Cotta, Stuttgart 2022 EUR 24,70