Tiger zum Streicheln

Unabhängig und unvergleichlich lässig erweisen Katzen uns die Gnade, an ihrem Leben teilzunehmen. Dieser beinahe 10.000 Jahre lang belegten Geschichte spürt die Autorin in ihrer unterhaltsamen und lehrreichen Untersuchung der Komplizen- bzw. Feindschaft von Katze und Mensch nach. Sie teilt etwa mit, dass die Ausbreitung der Pest auch der Dezimierung der Katzen während der Hexenverfolgungen zuzuschreiben war, denn so konnten Ratten und Mäuse sich viel stärker ausbreiten. Die als Hexentiere dämonisierten Katzen wurden gleich mit auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Im alten Ägypten tatsächlich als Göttin verehrt, ist es im christlich dominierten Abendland gefährlich, Katze zu sein. Zu Zeiten des frühen Christentums gelten sie noch, wie in der Antike, als nützliche Haustiere. Allerdings wird eine Verehrung als Gottheit wie in Ägypten als Irrglaube kritisiert. Stein des Anstoßes ist die Verehrung der ägyptischen Bastet als Liebes-und Fruchtbarkeitsgöttin. Die Abneigung gegen das Tier wird auch aus einer allgemeinen Geringschätzung der nicht-menschlichen Lebewesen entwickelt, die bereits in der Genesis angelegt ist, die alle Tiere der Herrschaft des Menschen unterwirft. Zudem verweist die Autorin auf die wachsende Deutungsmacht der Kirche, die menschliche Beziehungen regulieren will. „Im Hochmittelalter (…) kam es zu einer symbolischen Neukonzeptualisierung der Tiere als Ketzerbegleiter.“ Vor einer zu starken Bindung zu den „unvernünftigen Tieren“ wurde ausdrücklich gewarnt.

Susa

Johanna Plos: Die Mensch-Katzen-Beziehung im mittelalterlichen christlichen Abendland.  254 Seiten, Grazer Universitätsverlag Leykam, Graz 2016 EUR 25,00