Unbeständigkeit

Die 1980er Jahre in Philadelphia. Nach einer gescheiterten Ehe findet sich Ava verzweifelt und angewidert vom paternalistischen Gehabe der Sozialarbeiterin, dem zudringlichen Security-Mann und den abgenutzten Räumen in einem Mutter-Kind-Heim in Philadelphia wieder. Die Suche nach einem Ausweg gelingt, sie begegnet dem Vater ihres Sohns wieder, Aktivist der Black-Panther-Bewegung. Die Suche nach Freiheit kulminiert in einem von Afroamerikaner*innen gemeinschaftlich bewohnten Haus mit selbstbestelltem Garten, illegaler Arztpraxis und Ausspeisung. Die kommunale Lebensweise, die Ablehnung von industriellen Lebensmitteln, Hausunterricht, aber auch die Reaktion auf die zunehmende polizeiliche Repression und die brutale Räumung erinnern unweigerlich an die Organisation Move. Nach zwei Jahren in Pflegefamilien, Heimen und Verstecken macht sich Toussaint, ihr dreizehnjähriger Sohn, auf den Weg zu seiner Großmutter Dutchess. Die ehemalige Sängerin lebt in Bonaparte in Alabama, einer einst florierenden, jetzt heruntergekommenen afroamerikanischen Genossenschaft, deren restliche Grundstücke von einem Bauprojekt bedroht sind. In ihrem zweiten Roman, erzählt aus weiblicher Sicht, spannt die Autorin Ayana Mathis, selbst in einem Arbeiter*innenviertel in Philadelphia aufgewachsen, einen Bogen quer durch afroamerikanische Geschichte in einer fesselnden Mischung von Fiktion und Tatsachen. Leseempfehlung!

Sena Dogan

Ayana Mathis: Am Flussufer ein Feuer. Aus dem Engl. von Susanne Höbel. 432 Seiten, dtv, München 2024. EUR 25,70