Wider besseres Wissen

Mensch und Natur – eine uralte Geschichte, die in zunehmendem Maße aus dem Ruder läuft. Seit Jahrtausenden versucht der Mensch, sich die Natur untertan zu machen, eine Erfolgsgeschichte? Der Mensch als das ‚einzige’ vernunftbegabte Wesen auf dieser Erde beharrt auf seiner Vormachtstellung – diese Idee wird von der Autorin hinterfragt und sowohl literarisch als auch historisch aufgearbeitet. Wie kam es zur Unterscheidung von Haustier gegen Nutztier, wie kam es zur industriellen Fleischwirtschaft? Warum sind alle für mehr Tierschutz bei der Nutztierhaltung, rennen dann aber zum Diskonter, wenn das Schnitzelfleisch weniger als ein Kilo Gemüse kostet?

Nicht nur der Fleischkonsum, sondern auch der Anspruch auf Platz/Raum des Menschen ist für eine Unmenge an Tieren ein großes Problem, oder anders ausgedrückt, sorgt dafür, dass immer mehr Tiere vom Aussterben bedroht sind. Diese Bedrohung hört nicht bei den Tieren auf, auch immer mehr lokale Pflanzen werden von importierten Arten bedrängt und vertrieben. Wir hinterfragen nicht, wie und wo die Weihnachtssterne/Osterkaktusse/Tulpen/Rosen, die wir kaufen, produziert werden. Warum auch, in der entsprechenden Saison sind sie allgegenwärtig, und wir fragen uns nur, was uns die Ware wert ist. Bettina Balàka arbeitet unser gestörtes Verhältnis zur Natur in ihren Essays sehr fein heraus und gibt uns viel Stoff zum Nachdenken. Nicht für empfindliche Gemüter geeignet!

Ida Renko

Bettina Balàka: Vom Zähmen, Ausbeuten und Bestaunen. 213 Seiten, Haymon Verlag, Innsbruck/Wien 2024 EUR 22,90