Zudringliche Blicke auf die persönlichen Chroniken einer Operndiva

Maria Callas setzte sich über Normen hinweg und brillierte in tragischen Rollen mit technischem Können und intensivem Ausdruck. Nach wie vor besticht die legendäre Sängerin durch ihre zeitlosen Darbietungen. Sie verkörperte Leidenschaft und Pathos der Oper und schuf durch ihr bahnbrechendes künstlerisches Schaffen sich selbst als Ikone, wie die Kunsthistorikerin Eva Gesine Baur in ihrer Roman-Biografie darstellt. Die Autorin zeichnet aus oft zu großer Nähe Konflikte und Liebesbeziehungen nach und zeigt die stets präsente Anspannung, die mit der ständigen Beurteilung und Beobachtung der berühmten Sängerin einherging. Die widersprüchlichen, übergriffigen Kritiken in Bezug auf Aussehen, Schönheit oder Hässlichkeit und Stimme des Opernstars begleiteten das tägliche Leben der Diva und werden, gefühlsmäßig, mit der Aufzählung und Wiederholung durch die Autorin verstärkt. Vielleicht ist das Genre Biografie per se wesensverwandt mit Klatschpresse und Social Media, für die man ein Faible braucht, wenn man sich länger damit befassen will. Ansonsten breitet sich bei der Lektüre trotz Übermaß an Informationen unterschiedlicher Qualität eine große innere Leere aus.
Susa
Eva Gesine Baur: Maria Callas. Die Stimme der Leidenschaft. 507 Seiten, C.H. Beck, München 2023 EUR 30,80