(K)eine Autobiografie
Sophie Passmann hat bereits zwei erfolgreiche Bücher veröffentlicht und schreibt Kolumnen für die Zeit. Eine Kolumne hätte auch ihr neues Buch Pick Me Girls bleiben sollen. Bereits auf den ersten Seiten erwähnt sie, dass dies keine Autobiografie werden würde, fährt dann aber fort, ihre Lebensgeschichte und Kindheitserfahrungen für die Leser*innen auszubreiten. Was ‚Pick Me Girls’ ausmacht, weshalb sie selbst zu einem geworden ist, und dass in Wahrheit doch jene Frauen, die andere Frauen wegen ihres ‚Pick Me Girl’-Daseins kritisieren, die größten ‚Pick Me Girls’ seien, erklärt sie etwas unzusammenhängend und leider ohne große Eloquenz. Letztendlich haben es die LeserInnen von Passmann wohl schon verstanden: das Patriarchat bestimmt leider immer noch zu oft, wie man sich als Frau verhält, vor allem wenn es um den männlichen Blick und Schönheit geht. Es wirkt wie das Aufgeben aller ihrer zuvor gebrachten Argumentationen, dass sie diesem Schönheitsdruck nicht standhalten kann und ihre Schönheitseingriffe damit begründet, dass gutaussehende Frauen eben mehr verdienen und besser behandelt werden. Zurecht erfährt dieses Buch einige Kritik, vielleicht ist das die Chance für Passmann kurz innezuhalten. An sich selbst zu arbeiten ist wichtig und gut, darf aber durchaus auch ohne Publikum und Buchvertrag stattfinden.
Lilian Karr
Sophie Passmann: Pick Me Girls. 224 Seiten, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023 EUR 23,50