Adieu, bürgerlicher Kodex

Das rosa Buchcover mit der lächelnden Françoise Sagan, von Blumen, Sonnenschirm, Füllfeder und einer Flasche Rotwein umrankt, entspricht keineswegs der Frau, die sich jede Art von Freiheiten nahm, Sportwagen und harte Getränke liebte und zu dieser Zeit – eher ungewöhnlich – ein selbstbestimmtes Leben führte. Und das in jeder Hinsicht. Julia Korbik, die diese Teilbiografie der berühmten Schriftstellerin mit Prolog und Epilog versehen hat und in vier Zeitabschnitte (1950–1960) gliedert, recherchierte gewissenhaft und stellt die Schriftstellerin Françoise Sagan und ihre Zeit mit allen Höhen und Tiefen dar. Die Sprache und Gedanken sind einfach gehalten, das Werk ist keine anspruchsvolle Biografie. Allerdings macht die Darstellung der damaligen Politik und Gesellschaft, in der Francoise Sagan verkehrte, Lust, die Chansons, die sie z.B. für Juliette Gréco schrieb, anzuhören oder sich erneut in die Lektüre von Sartre oder Beauvoir zu stürzen. Um Freiheiten kämpfen musste Françoise Sagan nie, denn sie wuchs in einer sehr offenen Familie auf und besaß dank des Erfolges ihres Erstlingswerks ‚Bonjour Tristesse‘ genügend Geld, um sich ein luxuriöses Leben zu gönnen. Erstaunlich für eine „Lebefrau“ wie Sagan ist ihre Positionierung zur Unabhängigkeit Algeriens, die ihr viel Kritik einbrachte.

Dorothea Schaffernicht

Julia Korbik: Bonjour Libertè. Françoise Sagan und der Aufbruch in die Freiheit.302 Seiten, Hanser, Berlin 2021 EUR 20,60