Als Schwarzer Skinhead nach Deutschland

Rudegirl beschreibt das Aufwachsen der US-amerikanischen Germanistikprofessorin Priscilla Layne, deren familiäre Herkunft aus der Karibik sie für die anderen Schwarzen Mädchen als „nicht schwarz genug“ befinden lässt, weswegen sie ihr den Spitznamen „Oreo“ geben – was soviel bedeutet wie: „außen schwarz, innen weiß“. Die Autorin lässt die Protagonistin in ihrem Werk ganz bewusst in farblich gekennzeichneten Sequenzen selbst zu Wort kommen, in denen diese das Erzählte auch immer wieder korrigiert und die Autorin berichtigt. So lässt sich der Wunsch der Protagonistin, Hautfarben farblich zu kennzeichnen, auch als Hinweis auf die selbstkritische Auseinandersetzung der weißen Autorin mit Rassismus lesen. Am Beginn des Buches und im Anschluss daran beschreibt sie ihren persönlichen Weg zu antirassistischem Denken. Die Erzählung zeichnet sich durch starke Bezüge zur musikalischen Sozialisation der Protagonistin aus, welche von Reggae und Ska-Klassikern über Filmmusik aus Kevin – Allein zu Haus und Jurassic Park von John Williams bis hin zu Deutschpunk reicht. Neben Musik und Literatur, welche die Protagonistin maßgeblich geprägt haben, wird auch und vor allem in den Sequenzen, in denen sie selbst als Erzählende zu Wort kommt, ein reflexiver Blick auf ihre persönlichen Erfahrungen mit Rassismus und Klassismus im Zusammenhang mit geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründen gelenkt. Für alle, die Graphic Novels mit Bezügen zu politischen, geschichtlichen und popkulturellen Themen lieben, kann ich eine ausdrückliche Empfehlung aussprechen. Einmal in die Hand genommen, lässt sich dieses Buch nicht mehr zur Seite legen.

Mimi Neitsch

Birgin Weyhe: Rudegirl. 308 Seiten, Avant-Verlag, Berlin 2022 EUR 26,00