Autor: m l

Sei kein Opfer

Als eine relativ neue Form der Drecksarbeit kann man den Beruf der Content-Moderatorin durchaus bezeichnen. Letztendlich wühlt sie sich durch eine Art Sumpf an albtraumhaften, grausamen oder absurden Zeugnissen menschlichen Versagens. So auch die Protagonistin Kayleigh in Hanna Bervoets’ Roman Dieser Beitrag wurde gelöscht. Sie ist Mitte zwanzig und arbeitet...

Kalorienzählen und Essen als Vollzeitbeschäftigung

Rachel, eine junge Frau, die bereits in der Arbeitswelt Fuß gefasst hat, ist fixiert auf Essen und Kalorienzählen. Der Tag ist genau eingeteilt, verläuft der Tag nach Plan, ist es ein guter Tag, wenn die geplante Kalorienzahl überschritten wird, dann ist es ein schlechter Tag. Schritt für Schritt erfahren wir,...

Der Weg in die Bulimie

Anhand von Annas Tagebücher steigt man ein in die Welt der Essstörung, des ewigen Kampfs gegen das Essen und das eigene Gewicht. Eine die üblichen jugendlichen Selbstzweifel überschreitende Selbstkritik, der zermürbende Kampf mit den Erwartungen der Mutter und des Stiefvaters sowie die verzweifelte Suche nach ihrem besseren ‚Ich‘ charakterisieren Anna...

Skurrile Charaktere und Alltagspoesie

Die Theatervorführung einer Grundschulklasse in Kernhausen erhitzt die Gemüter und erzeugt einen Shitstorm im Internet: Denn die Hauptfigur und Namensgeberin der Schule „Dini Donnerstein“ entdeckt „Fernland“ aus einer eurozentristischen und kolonial anmutenden Perspektive. Nun beginnt ein fast erbitterter Kampf für oder gegen die Umbenennung der Schule: vier ehemalige hochbetagte Schüler/-innen...

Racial Profiling

2013 macht sich die österreichische Schriftstellerin Franziska vermittels eines Literaturstipendiums auf den Weg in die USA nach Green Bay, Wisconsin, und quartiert sich bei Joan Truttman ein, deren Ehemann Danny aufgrund eines Schlaganfalls im Pflegeheim untergebracht ist. Nach und nach erfährt Franziska mehr aus dem Leben von Danny, indem Joan...

Neuanfänge

Schon die ersten Sätze des Romans ziehen die Lesenden in die Beziehungsfelder der vier Protagonist:innen Spes, Paul, Mirjam und Achura. Lasker-Berlin bewegt sich zwischen deren Einzelschicksalen, während sie gleichzeitig immer wieder die Schnittpunkte von deren Leben darlegt und damit einen packenden Beziehungsroman erschafft. Ein Schmetterlingskind, ein Journalist, der Quellen frei...

Frostiges Leben!

Die 2016 verstorbene afroamerikanische Autorin Gloria Naylor schrieb Linden Hills bereits 1985, nun wurde der Roman in die deutsche Sprache übersetzt. Im Wesentlichen stehen drei Schwarze Frauen und ihr Auf- und Abstieg in der Klassengesellschaft im Mittelpunkt. Innerhalb von sechs Tagen spielt sich die Handlung ab. Feinziseliert werden die unterschiedlichen...

„Ich bin unglücklich.“ „Und?“

Eine Firma, die leidenden Menschen hilft, ihren Selbstmord oder besser gesagt ihren Weg ins Paradies kreativ, dramatisch und poetisch umzusetzen. Ein Drehbuch für den eigenen individuellen Suizid, filmisch aufgenommen und Freund_innen und Verwandten vorgeführt. Ein Szenario, das sich anhört wie eine dystopische Erzählung. Doch Paradise ist eine reine gesellschaftskritische Metapher...

Abrechnungen im Viertel

In ihrem zweiten Roman beschreibt Négar Djavadi soziale Gegensätze im pulsierenden Paris. Nach dem Mord an einem Jugendlichen in einem Viertel, wo gestrandete, arme Menschen, zumeist Migrant:innen, leben, brodelt es. Ein zweiter Jugendlicher wird ermordet, offenbar ist es ein Revierkampf zweier Gangs aus dem Drogenmilieu. Als schließlich die Polizei auftaucht,...

Vertraute Distanz einer Care-Arbeiterin

Die andere Seite des Tages ist ein feinsinniger und in seiner Schärfe oftmals verstörender Roman über das Leben als Au-pair in fremden Haushalten. Emeli Bergman erzählt von gelebten und alltäglich hergestellten Geschlechter- und Klassenhierarchien, von Vertrautheit, Distanz, Liebe und Überheblichkeit. Anna, die Bedienstete, kocht, putzt, leistet Beziehungs- und Sorgearbeit, ist...