Bildung als Glücksversprechen

In ihrem Werk beschäftigt sich Barry mit der Frage, inwieweit Bildung einen Beitrag zum Lebensglück in einem Frauenleben (und zwar zwischen Mitteleuropa und Afrika) leisten kann, auch konkret leistet und wie weit dabei Vorstellungen und Erwartungen tatsächlich erfüllt werden.
Dabei bewegt sie sich in einem nicht nur geographisch, sondern auch soziologisch weit gespannten Bogen und betrachtet die sehr komplexen soziologischen Aspekte aus kolonialen/postkolonialen Perspektiven. Sie legt ihren Thesen das im Titel anklingende (afrikanische, oder hier im speziellen Fall senegalesische) Konstrukt der Toubabesse zugrunde; einem idealisierten Bild der weißen, gebildeten und damit auch (scheinbar) gleichberechtigten Frau, wie sie aus dem Blickwinkel einer kolonialisierten Afrikanerin wahrgenommen wird. Bei ihren qualitativen Interviews (in Dakar) trifft sie auch auf Phänomene wie die Teilung in eine (bildungsnahe) meist weiße Mittelschicht und eine scheinbar bildungsferne schwarze (Arbeiter_innen)klasse; diese spiegelt sich auch in der Stadtmorphologie wider und bildet eine Art Grenzlinie, soziologisch wie wirtschaftlich. Dabei wird explizit auf latente Wert- und Glückszuschreibungen des „Buches als Bildungs- und Heilsüberbringer“ eingegangen, sowohl aus westlicher als auch aus kolonialer und postkolonialer Perspektive.

Eva Nikolov-Bruckner

Celine Barry: Toubabesse – Wie Bildung Frauen koloniale Macht verleiht – Alltagssoziologische Analysen aus Dakar, Berlin und dazwischen. 311 Seiten, Claussen und Bosse, Leck 2019, EUR 18,00