Der Traum vom „guten Leben“

Eine Kernfamilie will das gute Leben am Land leben und steigt aus. Die Eltern wollen – gut finanziell abgesichert – sich selbst versorgen, mit dem Nötigsten auskommen, der Welt und ihren Verfehlungen entsagen. Das Kind erzählt wie es den Ausstieg erlebt, wie die Eltern sich mehr und mehr aus der Welt zurückziehen. Es muss mit, ob es will oder nicht. Es wird aus der Schule genommen, vom Vater unterrichtet und dabei mit den komplexen Problemen dieser Welt, wie Klimawandel und Ozonlöchern, konfrontiert. Es ist noch keine zehn Jahre alt und reagiert darauf zunehmend mit Angstzuständen und flüchtet sich in eine Fantasiewelt. Was an dem Buch fasziniert ist die pointierte Beobachtungsgabe des Kindes, mit der es schonungslos die arrogante Selbstbezogenheit der Aussteiger-Eltern und deren Inkonsequenzen entblößt, wie den achtlose Umgang mit selbstproduzierten Lebensmitteln oder die laufende Anschaffung von teuren Aussteiger-must-have-Gadgets über das Internet. Die Autor_in setzt das soziale, emotionale und das ideelle Versagen der Eltern über das kindliche Erleben gnadenlos in Szene. Ein Buch, das sprachlich wie inhaltlich nahe geht. Eine unbedingte Empfehlung für alle, die den Traum vom einfachen, guten Leben träumen oder auch für jene, denen Konzepte vom „Aussteigen“ etwas suspekt sind.
Roswitha Hofmann
Simone Hirth: Bananama. 190 Seiten, Kremayr & Scheriau, Wien 2018 EUR 19,90