Du bist okay!

Lisa Boloys ist ein wunderbar empathievolles Buch mit Portraits von Eltern, wie sie die sexuelle Identität ihrer Kinder zu verstehen gelernt haben, gelungen. Menschen als Eltern aus den verschiedensten sozialen Kontexten erhalten eine subjektive Stimme. Sie denken darüber nach, wie sie es erlebt haben, nachdem sich ihr Kind von einem klassischen heteronormativen Rollenbild verabschiedet hat. Vielfach war der Weg, einen veränderten Umgang miteinander zu finden, konfliktreich. Schließlich ist die einzige Möglichkeit, die Beziehung zu den Kindern zu revitalisieren und zu stabilisieren, die sexuelle Orient­ierung ihrer Kinder ernstzunehmen und zu akzeptieren. Viele Eltern gestehen sich ein, dass sie mit ihren gesammelten Erfahrungen einiges heute anders machen würden. Oft waren schmerzhafte Umwege erforderlich, um zu begreifen, dass das Wichtigste ist, Veränderungsprozesse der Kinder wahrzunehmen und anzunehmen, ohne diese zu bewerten. So gesehen, lassen sich die in Monologform zu lesenden Lebensberichte als persönliche Aufarbeitungsprozesse deuten, die für die Eltern lohnenswert sind. Primär geht es um Vertrauen, dass die innere Überzeugung der Kinder, anders zu sein, gegenüber den Eltern offen geäußert werden kann. Ein empfehlenswertes, kurzweiliges Buch, welches mit philosophischen Gedanken der Eltern untermalt ist. Merksätze vor jedem Porträt und die charakteristischen Fotografien von Carolina Frank runden die emotionalen Geständnisse harmonisch ab! Großartig!

ML

Lisa Boloys: Mich hat nicht gewundert, dass sie auf Mädchen steht, Fotografie Carolina Frank. 278 Seiten, Achse Verlag, Wien 2021 EUR 20,00