Erste Schritte in eine neue Welt

Durch die derzeitige Flüchtlingssituation und Integrationsdebatte ist der vorliegende Band ganz aktuell. Er stellt einen Erfahrungs- und Ergebnisbericht eines psychoanalytischen Frühpräventionsprojekts dar, in dem es darum ging, Migrantinnen und ihren Babys und Kleinkindern die ersten Monate und Jahre zu erleichtern und damit eine bessere Integration in dem neuen Land zu ermöglichen. Dieses aufwendige Projekt wurde von vielen Institutionen unterstützt, und begleitend zu den Mutter-Kind-Gruppen wurde eine umfassende wissenschaftliche Forschung durchgeführt. Der Gruppenprozess spiegelt den oft krisenhaften Prozess der Migration wider, macht kulturelle Unterschiede (in der Kindererziehung) deutlich, die – nicht in einen Dialog gebracht – oft zu Missverständnissen zwischen Migrantinnen und Einheimischen führen können. Einen wichtigen wissenschaftlichen Hintergrund stellt die „Bindungsforschung“ dar. Gute erste Beziehungserfahrungen sichern langfristig die Teilhabe von Migrationskindern und ihren Familien im Einwanderungsland und fördern auch die Sprachentwicklung, denn Integration ist mehr als nur der Erwerb der deutschen Sprache. Die einzelnen Beiträge – manche wissenschaftlich orientiert, andere Fallgeschichten von den Gruppenteilnehmerinnen – sind sehr inspirierend und ein wichtige Beitrag zur Integrationsdebatte. Der Band ist besonders interessant für ein Fachpublikum aus dem psychosozialen Bereich, die mit MigrantInnen und deren Kindern zu tun haben.

Susanne Schweiger

Räume die Halt geben. Psychoanalytische Frühprävention mit Migrantinnen und ihren Kleinkindern. Hg. von Claudia Burkhardt-Mußmann. 208 Seiten, Brandes & Apsel, Frankfurt a. M. 2015 EUR 20,50