Frauen im Buddhismus
Während der Buddhismus in der westlichen Welt ja oft mal romantisiert wird, repräsentiert er bei genauerem Hinsehen allerdings eine zutiefst traditionelle Männerwelt. Kelsang Wangmo, als Kerstin Brummenbaum in Deutschland geboren, weiß davon zu berichten. Sie hat ein jahrzehntelanges Stu-dium der tibetisch-buddhistischen Philosophie in Nordindien absolviert und wurde schließlich als erste Frau der Welt im Jahre 2011 mit dem Titel „Geshe“ gewürdigt. Dieser Titel entspricht dem akademischen Grad eines Doktors und war zuvor nur Männern vorbehalten. Mit unglaublicher Kraft überwindet sie Hürden, die ihr Frau-Sein mit sich bringt. Zum Beispiel, dass ihr Unterrichtsinhalte einfach verwehrt bleiben, weil sie eine Frau ist. Kelsang Wangmo erzählt, dass sie aufgrund der eklatanten Benachteiligungen sogar eine Geschlechtsumwandlung in Betracht gezogen hatte. Dennoch, die Verleihung des Gelehrten-Titels an sie bedeutet einen Kurswechsel und verspricht Hoffnung auf eine Aufwertung der Rolle der Frau im patriarchal geprägten tibetischen Buddhismus. Anne Siegel hat ein sehr wichtiges und schönes Werk verfasst, welches nicht nur von Kelsang Wangmos Erfahrungen und beeindruckendem Werdegang erzählt, sondern auch einen Überblick über andere westliche Frauen im tibetischen Buddhismus gibt sowie eine historische Einordnung der Rolle der Frau.
Birgit Coufal
Anne Siegel: Die Ehrwürdige. 240 Seiten, 3Benevento Verlag, Wals bei Salzburg 2017 EUR 22,00