Gender & Rechtsextremismus

Überfällig und stimmig ist dieses handliche Bändchen, in dem zahlreiche in diesem Feld höchst bewanderte Autor_innen über Rechtsextremismus aus geschlechterreflektierter Perspektive informieren. Die dabei immanente Bedeutung von als unverrückbar dargestellter komplementärer Zweigeschlechtlichkeit wird auf Basis zahlreicher österreichischer und deutscher Quellen nachgezeichnet sowie kontextualisiert. Die missbräuchliche und ins Gegenteil verkehrende Instrumentalisierung von Diskursen über intergeschlechtliche Personen wird dabei ebenso Thema, wie die jene über Transpolitiken. Gut herausgearbeitet ist jeweils die Parallelität von Konstanten innerhalb des rechtsextremen Spektrums und von Varianten und Ausnahmen. Dabei stellen sich Ländervergleiche zwischen Deutschland und Österreich als besonders informativ heraus. Männlichkeitskonstruktionen und ihre Rituale sind im Rechtsextremismus zentral, wobei nachvollziehbar wird, wie Frauen* damit umgehen, ohne dass ihr Anteil innerhalb dieser ideologischen Strömungen klein- oder weggeredet wird. Antifeminismus ist eine zentrale Stoßrichtung des Rechtsextremismus, Geschlecht eine fundamentale Ordnungskategorie – dies gilt es spätestens auf Grundlage dieser Zusammenstellung anzuerkennen und politisch einzubeziehen. Schließlich geht es beim als „Antigenderismus“ inzwischen breit anschlussfähigen Gedankengut um nichts weniger als um demokratiefeindliche Haltungen.
Meike Lauggas
Rechtsextremismus. Band 3: Geschlechterreflektierte Perspektiven. Hg. von der Forschungs­gruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit (FIPU). 342 Seiten, Mandelbaum kritik & utopie, Wien-Berlin 2019
EUR 19,00