Intersektionalität in Theorie und Praxis

Die in Buchform publizierte Dissertation von Eliane Kurz ist in mindestens zweierlei Hinsicht interessant und nützlich: Erstens gibt sie einen leicht verständlichen, aber dennoch differenzierten und auch kritischen Einblick in die Nutzung von intersektionalen Sichtweisen in der feministischen Forschung und Praxis. Neben den oft zu lesenden Erklärungen zur historischen Entstehung des Konzepts wird insbesondere auf die Weiterentwicklung und den veränderten Gebrauch des Kon­strukts eingegangen, von der Entkontextualisierung zur mangelnden Interpretation von Crenshaws ursprünglichem Konzept bis zur Entpolitisierung. In einem zweiten Teil nutzt Kurz den theoretischen Hintergrund, um Praxen von Differenz, Inklusivierung und Ausschlüssen in neun deutschen feministischen bzw. Frauen*projekten zu analysiseren und zu beantworten, wie in feministischen Kontexten die Frage von Differenzen zwischen Frauen* aktuell verhandelt wird. Methodisch geht sie hier mit leitfadengestützten Gruppendiskussionen vor, um herauszuarbeiten, wie sich die Konzeptionen von Intersektionalität in der praktischen Arbeit manifestieren. Um nicht zu spoilern sei hier nur versichert, dass es für alle, die in diesem Bereich forschen, aber auch ihre aktivistische Kollektiv-Praxis reflektieren wollen, sehr lohnend sein kann, dieses Buch zu lesen.

Karin Schönpflug

Eliane Kurz: Intersektionalität in feministischer Praxis. Differenzkonzepte und ihre Umsetzung in feministischen Gruppen. 332 Seiten, transcript, Bielefeld 2022 EUR 39,00