Jüdische Medizinerinnen in der NS-Zeit

Sehr fundiert hat Birgit Formanski 42 Biografien jüdischer Medizinerinnen aufgearbeitet, die ab 1933 von den permanent verschärften antijüdischen Maßnahmen betroffen waren. Sowohl die akademischen, als auch die beruflichen und privaten Werdegänge werden beschrieben. Auch auf das Schicksal der Familienmitglieder wird Bezug genommen. Des Weiteren wurden auch sehr interessante allgemeine Informationen in die Biografien verwoben. Zum größten Teil konnten die in diesem Band vorgestellten Frauen emigrieren, vorwiegend in die USA, nach Großbritannien und Palästina, aber auch u. a. nach Argentinien, Australien, Chile oder in die Schweiz. Eine der ersten Studentinnen des Medizinstudiums an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn war Hermine Maas (geb. 1871). Nach ihrer Promotion arbeitete sie als Ärztin für Kinderheilkunde. Ab Dezember 1933 lebte sie in einem jüdischen Altersheim, wo sie 1934 im Alter von nur 63 Jahren starb. Die Akademikerinnen ebneten – ohne oftmals selbst weibliche Berufsvorbilder gehabt zu haben – vielen angehenden Medizinstudentinnen den Weg. Diese Publikation ist ein wichtiger Beitrag, um Lebensgeschichten von Verfolgten des NS-Regimes in Erinnerung zu behalten.
 Petra M. Springer
Birgit Formanski: Lebensbilder jüdischer Akademikerinnen. Ausgewählte Medizin­studentinnen an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 1900-1938. 482 Seiten, V&R unipress, Göttingen 2020, EURO 49,99