Kuriose Geschichte(n)

Welche Verstrickungen binden uns an vergangene Ereignisse? Aspekte aus 100 Jahren weiblicher Alltagswelten beschreibt Bettina Balàka in ihrer aktuellen Publikation, in der sich sehr breit gestreute Themen versammeln. Ohne spürbaren Groll, dafür mit viel Kopfschütteln stellt die Autorin Absurditäten von Berufsverboten dar – von Chauffeurinnen, über Polizistinnen und Studentinnen. So wird die LeserIn Zeugin des Unmuts von Bus-Fahrgästen der ersten Wiener Bus-Chauffeurin, in der augenblicklich bekannte Clichés über Fahrerinnen zum Ausdruck kommen, als jemand feststellt „des is a Frau“ – 1992! Historische und juristische Details ergeben einen lebendigen und oftmals haarsträubenden Hintergrund. So hatte die kriegsbedingte Abwesenheit von Männern in der Arbeitswelt teils nur temporäre, erzwungene Verschiebungen des Rollenbildes zur Folge. Monarchie und ihre Relikte bilden einen roten Faden im Buch. Verwunderlich, dass die Autorin mit Begriffen wie „nationaler Identität“ umgeht, auch wenn sie diese als pan-europäisch verstanden wissen will. Befremdlich auch, dass sie das historische K&K Imperium als Vorläufer der EU deutet – als hätten sich die Kronländer je entscheiden können. Ebenso erstaunlich ist der Ausdruck „Ausbruch“ des Krieges – als handle es sich um ein Naturereignis. Deutliche Imperialismus-Kritik formuliert die Autorin hingegen im Text über das „Imperial War Museum“ in London und die Inszenierung von Kriegsszenen in Events wie der „Blitz Experience“.
Susa
Bettina Balàka: Kaiser, Krieger, Heldinnen. Exkursionen in die Gegenwart der Vergangenheit. 192 Seiten, Haymon Verlag, Innsbruck-Wien 2018
EUR 21,90