Land der toten Frauen

Mit „Heimat bist du toter Töchter“ hat die Journalistin Widler eine wichtige Publikation zum Thema Femizid veröffentlicht. Gewalt von Männern findet auf vielen unterschiedlichen Ebenen statt, psychisch oder physisch und häufig im sozialen Nahbereich. Heuer wurden in Österreich bereits 27 Frauen ermordet. Sie werden ermordet, weil sie sich von ihren Partnern trennen wollen oder getrennt haben. Oftmals schritt schon zuvor die Exekutive ein, es gab Wegweisungen. „Der gefährlichste Ort für eine Frau hierzulande ist nicht die abgelegene Gasse in der Nacht, sondern die Partnerschaft, in der sie lebt. Von Anfang 2010 bis Ende 2020 zählte man in Österreich 319 Frauenmorde und 458 Mordversuche an Frauen. Die meisten davon geschahen durch die Hand des Mannes, der einst sagte, er würde sie lieben“, so die Autorin im Vorwort. Jedes der folgenden sechs Kapitel beschreibt einen Femizid oder Femizidversuch – Widler schreibt über die ermordeten Frauen, hat Femizidprozesse verfolgt, mit Angehörigen und mit Überlebenden gesprochen. Diese Passagen werden ergänzt durch Berichte von Expert:innen, so kommen u.a. die Gewaltforscherin Birgit Haller, Opferschutzanwältin Sonja Aziz, Psychiater und Gutachter Reinhard Haller, Rosa Logar (Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie), Klaudia Frieben (Österreichischer Frauenring) und Maria Rösslhumer (Autonome Österreichische Frauenhäuser) zu Wort. Wir haben ein Problem, das Problem heißt Männergewalt, das Problem heißt Femizid – auch die Politik muss endlich handeln. Leider war die zuständige Ministerin nicht für ein Gespräch für das Buch bereit.

Petra M. Springer

Yvonne Widler: Heimat bist du toter Töchter. Warum Männer Frauen ermorden – und wir nicht mehr wegsehen dürfen. 256 Seiten, Kremayr & Scheriau, Wien 2022 EUR 24,00