Revolte im Grätzl

Zwei mächtige Generäle a.D haben beschlossen, auf einem Brachland in Algier, welches Kinder und Jugendliche als Fußballplatz nutzen, zwei Villen für sich und ihre Familie errichten zu lassen. Dieses Vorhaben sorgt für Aufregung im Viertel, denn die dort wohnenden Kinder sehen nicht ein, dass dieser Platz ihnen weggenommen wird. Auch die alte, grantige Adila, eine ehemalige Mudschahida, mischt sich in die Auseinandersetzung um den Platz ein. Sie weiß aus eigenen Erfahrungen, dass es sich lohnt, für eine bessere Welt zu kämpfen. Bei einem Besuch der Generäle auf dem zukünftigen Baugrund kommt es zu einem Gerangel zwischen den aktiven Nutzer*innen und den bornierten Generälen, bei dem die Generäle schließlich das Weite suchen. In einer Nacht- und Nebelaktion schleichen sich die Kinder mit Zelten, Decken und allerlei bepackt aus ihren Häusern und besetzen das Brachland, um ihren geliebten Platz vor den Bulldozern zu verteidigen. Die junge Autorin Kaouther Adimi zeigt in ihrem vierten Roman auf, welchen Schwingungen eine zutiefst brüchige Gesellschaft ausgesetzt ist. Das von der Übersetzerin Keil-Sagawe verfasste Nachwort unterstützt diese Sicht, indem es einen guten Überblick über die Zeit Algeriens nach der Unabhängigkeit von der französischen Kolonialherrschaft vermittelt. Es handelt sich um ein zerrissenes, ökonomisch gespaltenes Land, in dem seine Jugend auf der Suche nach Freiheit, den Aufstand planen könnte. Eine spannende Geschichte!
ML
Kaouther Adimi: Dezemberkids. Aus dem Arab. von Regina Keil-Sagave, 249 Seiten, Lenos Verlag, Basel 2020, EUR 22,70