Schwarze feministische Perspektive

Sinnliches Wissen bezieht sich auf eine inklusive Auffassung von Wissen – ästhetische, künstlerische, mythologische Dimensionen gehören unbedingt dazu – um der starren, destruktiven europatriarchalen Vorstellung von Fortschritt etwas entgegen­zusetzen. Konsequent benennt Minna Salami, die auch den preisgekrönten Blog msafropolitan.com betreibt, die verkürzte Definition von relevantem Wissen, das aus Idealen der humanistischen Renaissance und der hochtrabend ‚Aufklärung‘ genannten Epoche stammt. Immer wieder sind damit Quellen des Wissens ausgeschlossen worden, die nicht ins Korsett eines weißen, angeblich überlegenen Kulturmenschen passen. Zeit, Wissen als lebendigen Prozess zu verstehen, als „ein Ökosystem, das dann gedeiht, wenn Beziehungen gedeihen“. Das beginnt damit, Wissen als etwas zu betrachten, das allen zur Verfügung steht, anstatt es als privilegiertes Gut zu verstehen und den Zugang dazu zu beschränken. Die europatriarchalische Weltordnung wird dekonstruiert, ihre politische Intention, koloniale Weltbilder fortzuführen, klar aufgezeigt. Dabei ist es der Autorin wichtig, die ‚verborgene Geschichte‘ darzulegen, die immer schon da war. Sie möchte keinen Gegenentwurf, der sich am linearen, weißen Weltbild abarbeitet. Aus einer Schwarzen feministischen Perspektive lässt sich dieses eindimensionale Denken unterbrechen. Mit Bezügen u.a. auf bell hooks, Angela Davis oder Rosa Luxemburg setzt Minna Salami ein optimistisches Zeichen für intersektional feministische und umweltpolitische Belange.
Susa
Minna Salami: Sinnliches Wissen. Eine schwarze feministische Perspektive für alle. Feministische Theorie. Aus dem Engl. von Yasemin Dinçer. 233 Seiten, Matthes & Seitz, Berlin 2021 EUR 20,90