Sehnsüchte

Sigrid Glück, die in Wien und Sankt Gilgen am Wolfgangsee schreibt und früher unter dem Namen Sigrid Kohl veröffent‑ lichte, hat nun eine Auswahl aus Gedichten aus den Jahren 2001 bis 2011 vorgelegt. Als Kennerin der salzburgischen Gegend um den Wolfgangsee kommt frau nicht umhin, manches aus dem landschaftlichen Umkreis zu erkennen zu glauben, das sich bildlich aus den Gedichten zu entpuppen scheint. Der See, der Himmel, die Kälte, der Frühling, die Menschen, das Plaudern, Eis und Grün, Luft und Leben. So beschreibt es Sigrid Glück als Zeile im Gedicht „Einschlag“ plötzlich: „fielen sie übereinander her im Wahrsten des Wortes und taten einander gut“. Es sind die oft konkret wirkenden Bilder, die sich in den Gedichten finden und die es leicht machen, sich in die beschriebenen Situationen von Lie‑ be, Gefühlen, Trauer, Spannung und Loslassen einzufühlen.

Nicht alles bezieht sich auf den See in Salz‑ burg. Da gibt es noch andere ganz andere Bezüge, die sich dazu gesellen. Überraschende Einsprengungen und mehr als das Salzburgische finden sich dann, und die machen das Gedichte Lesen umso spannender. So sind einige bedeutsame Verweise eingewoben, die sich gegen die kleine urösterreichische Landschaft am See gegenlesen und kontextualisieren lassen: Janis Joplin, FKK, Salvador Allende, Charles Bukowski, die Mayröcker. Und nicht zu vergessen ist der Blick auf den Sparber als einen der markanten Wolfgangsee-Berge, „gläsern und grün“. Doris Hauberger

Sigrid Glück: Die andere Sehnsucht. 134 Seiten, edition art science, St. Wolfgang 2016 EUR 15,00