Sprache und Subversion

Die Jelinek-Expertinnen Pia Janke und Teresa Kovacs haben einen umfangreichen und bemerkenswerten Band über die beiden Autorinnen Elfriede Jelinek und Herta Müller herausgegeben. So unterschiedlich das Schreiben der beiden Literaturnobelpreisträgerinnen ist, lassen sich thematisch, poetologisch und ästhetisch interessante Parallelen ausmachen. Der Fokus auf „Schreiben als Widerstand“ macht dies besonders deutlich: Beide sind politische Autorinnen, die öffentlich Stellung beziehen und sich in ihren Texten mit Diktatur, Totalitarismus und Repression sowie den damit verbundenen Geschlechterordnungen auseinandersetzen. Für diese kritische Haltung sind beide als „Nestbeschmutzerinnen“ bezeichnet und vielfach angefeindet worden. Der vorliegende Band dokumentiert in acht Kapiteln die Ergebnisse aus drei Symposien. Im ersten sind die Nobelpreisreden der beiden Autorinnen abgedruckt. Die weiteren Abschnitte sind den politischen Kontexten, Sprache und Subversion, Totalitarismus und Repression, Gewalt und Tabus, Öffentlichkeit und Sanktionierungen sowie dem Theater als politisches Medium gewidmet. Der Band besticht nicht nur durch sehr gute wissenschaftliche Aufsätze, sondern auch durch die lebendige Form: Es finden sich darin Gespräche und interessantes Fotomaterial, weiters konnten renommierte Autor_innen wie unter anderem Ruth Klüger sowie internationale Forscher_innen gewonnen werden. Auf der beiliegenden Audio-CD lesen Sylvie Rohrer und Andrea Eckert Auszüge aus politischen Essays von Jelinek und Müller – ein sehr gelungenes Buch!

Susanne Hochreiter

Schreiben als Widerstand. Elfriede Jelinek & Herta Müller. Hg. von Pia Janke und Teresa Kovacs. 503 Seiten, Präsens Verlag, Wien 2017 EUR 34,00