Toxischer Zeller

Christa Nebenführ bringt in ihrem Roman bedrohliche, aggressive und gewaltausübende Männlichkeit zur Sprache. Ein junges Paar – v.a. die Frau ist beim Kennenlernen blutjung – heiratet der gesellschaftlichen Ordnung und Etikette halber aufgrund einer Schwangerschaft. Eine goldene Damenuhr wird gereicht, um das Schicksal zu besiegeln. Das Ergebnis dieser Schwangerschaft ist eine Tochter, die Erzählfigur im Buch. Sie wird somit zum ersten Grund für eine – wie es scheint – unentrinnbare Mesalliance. Später wird sich ein zweites Kind, ein Sohn, hinzugesellen und eine Norm-Familie der 70er Jahre – Vater-Mutter-zwei Kinder – in Wien gebildet. Nach dem Selbstmord der Mutter und der Entsagung der Tochter sind die Möglichkeiten der Schreckensherrschaft des Vaters beschränkt. Er hat niemandem mehr, dem er gebieten kann. Das Buch enthält Alltagsgeschichten in biographisch geordneter Abfolge, die Facetten eines Lebens in scheinbar nicht entrinnbarer Todes- und Tötungsnähe beinhalten. Eine Frau wird geopfert bzw. tötet sich selbst, die zweite, Tochter in der Erzählung, entweicht angstvoll. Viel Bedrohliches wird berichtet wird, Christa Nebenführ zeigt das Wien der 70er Jahre mit selbsterlebter Alltagsgewalt, welche sich auch im wiederholten Infragestellen von Wahrnehmungen und von autonomen Handlungen zeigt. Dies macht das Lesen des Buches anschaulich, wertvoll und – last but not least – ‚alltagstauglich’ für Reflexionen zum Beenden von Gewaltbeziehungen.
Gerlinde Mauerer
Christa Nebenführ: Den König spielen die anderen. 234 Seiten, Klever Verlag, Wien 2023 EUR 24,00