Wegbereiterin des Berufs der Pflegerin

Ende des 19. Jahrhunderts, inmitten der Diskussion um den Platz der Frau, lebt die aufgeweckte und wissbegierige Anna Heer. Durch Glück und Unterstützung kann sie eine höhere Schule besuchen und Medizin studieren, bevor sie zur ersten Schweizer Chirur­gin wird. Bei Studienaufenthalten in England wird sie mit den Ideen von Florence Nightingale vertraut und erkennt, dass es eine moderne Berufsausbildung für Pflegerinnen, aber auch die Gründung eines Krankenpflegeverbandes braucht, um den Berufsstand zu stärken. Sie konzipiert daraufhin eine Pflegerinnenschule mit Spital – gegründet, geleitet und besucht von Frauen. Dass Frauen als Ärztinnen erfolgreich arbeiten, hat man in der Schweiz schon erfahren. Aber einen Spitals- und Schulbetrieb führen, Finanzen und Personal verwalten? Können Frauen das? Anna Heer und ihre Mitstreiterinnen schaffen es 1901 in Zürich die neu errichtete Pflegerinnenschule mit eigenem Spital zu eröffnen. Erstmals absolvieren junge Frauen eine Krankenpflegeausbildung ohne in eine religiöse Gemeinschaft eintreten zu müssen. Anna Heer und ihre Freundin Ida Schneider leiten das Unternehmen. Heer ist Chefärztin, führt daneben ihre Privatpraxis und unterrichtet abends in der Pflegerinnenschule. Verena E. Müller porträtiert Anna Heer und ihre Wegbegleiterinnen und zeichnet den Weg von der Vision bis zur Verwirklichung der Reform der Pflegeausbildung und der Organisation der Krankenpflegerinnen nach. Ein wichtiges Stück Pflege- und Frauengeschichte.

Rosemarie Zehetgruber

Verena E. Müller: Anna Heer 1863-1918. Gründerin der Schweizerischen Pflegerinnenschule. 216 Seiten, eFeF-Verlag, Wettingen 2019, EUR 28,00