„Zorn über die Militärwirtschaft“ 

Nach zwei Publikationen zur Geschichte des ladinischen Dolomitentals Gröden hat Margreth Runggaldier-Mahlknecht eine von ihr so genannte „Leseedition“ des Tagebuches ihrer Urgroßmutter Filomena Brinoth-Moroder von 1914 bis 1920 herausgegeben (die Edition der gesamten Tagebücher 1879–1920 ist angekündigt). Das populär ausgerichtete Buch ist aufwändig gestaltet. Die abgedruckten Passagen sind thematisch ausgewählt und sprachlich bearbeitet, was leider nicht gekennzeichnet ist, wodurch eine wissenschaftliche Auswertung schwer möglich wird. Abgesehen davon sind die Aufzeichnungen sehr eindrücklich. Die zu Beginn 54 Jahre alte Arztgattin schildert detailliert die täglichen Abläufe in ihrer ländlichen Umgebung. Sie dokumentiert die eigenen Arbeitsaufgaben, die eines Landarztes und die der im Haushalt lebenden Töchter genauso wie ihre Freizeitgestaltung im Jahreslauf. Gleichzeitig werden die schlagartigen Veränderungen beschrieben, die der Ausbruch des Ersten Weltkrieges für die Region brachte: Während die meisten Männer in den Kriegsdienst eingezogen wurden, kamen zum Bau einer Eisenbahn Militäreinheiten und mehrere tausend russische Kriegsgefangene in das Tal. Durchgehende Themen sind zudem die ständige Angst der Schreiberin um die eingerückten Schwieger/Söhne, die zunehmende Knappheit von Lebensmitteln und die Ungewissheit um die politische Lage. Individuelle Katastrophen, die kriegerische Auseinandersetzungen für einzelne Menschen bedeut/et/en, werden insbesondere anhand persönlicher Aufzeichnungen wie den hier vorgelegten nachvollziehbar. Li Gerhalter

Wenn doch endlich Frieden wäre! Aus dem Tagebuch der Filomena Prinoth-Moroder. Gröden 1914–1920. Hg. von Margreth Runggaldier-Mahlknecht, 92 Seiten, Folio Verlag, Bozen-Wien 2015 EUR  21,10