Ein*e Ökofeminist*in geht niemals allein

Die Autorinnen formulieren bewusst keine Definition für Ökofeminismus. Lina Hansen und Nadine Gerner betonen die vielfältigen Erscheinungsformen einer radikalen sozialen Bewegung, die auf feministischen Grundsätzen und sozio-ökologischem Erfahrungswissen basiert. Inhaltlich wie auch sprachlich wird die erste deutschsprachige Einführung vielem gerecht. Das Oszillieren zwischen Praxis und Theorie bietet sowohl jenen, die insbesondere mit marxistischem Ökofeminismus (Maria Mies) bereits Erfahrung haben, als auch jenen, die sich erstmals einlesen, eine Vielzahl vondoing gender Anknüpfungspunkten. Der Blick in die weltweit erfolgreiche Vergangenheit feministischer Aktivistinnen der 1970er- bis 1990er-Jahre würdigt ungesehene und unbezahlte Arbeit im Widerstand gegen Ausbeutung von Mensch und Lebensraum. Systematisch wird die Entstehung feministischer Gesellschaftstheorie mit den ökofeministischen Perspektiven verwoben (Françoise D´Eaubonne). Die einzelnen Kapitel können in beliebiger Reihenfolge gelesen werden, je nach Wissensstand, Neugier und der eigenen momentanen „positionierten Rationalität“ (Donna Haraway). Im Bewusstsein, dass alles Leben sich stetig adaptiert, so auch Sprache, Identität, Arbeitsverhältnisse und kollektives Handeln, reflektieren die beiden Autorinnen über mögliche Versäumnisse überzeugter Ökofeministinnen. Nicht alle genannten Personen und Kollektive bezeichnen sich selbst als solche. Aber im besten Fall gibt es eine queere ökofeministische Fortsetzung!

anita inzinger

Lina Hansen, Nadine Gerner: Ökofeminismus. Zwischen Theorie und Praxis. Eine Einführung. 300 Seiten, Unrast, Münster 2024 EUR 20,40