Das Erbe

Nach dem Tod seiner Mutter kehrt Jivan, der verstoßene uneheliche Sohn aus den USA, nach Indien zurück. Sein Vater ist der zweite Mann in einem Familienimperium im Delhi von heute, groß geworden mit Luxusschals aus Wolle, inzwischen in allen denkbaren Sparten tätig. Dort trifft er die Töchter des Firmenchefs und seinen Halbbruder. Kindheitserinnerungen verbinden sie, sie sind gemeinsam aufgewachsen. Die beiden älteren Schwestern – inzwischen verheiratet, nicht unbedingt nach eigener Wahl und nicht unbedingt glücklich – sind bereit, die Geschäfte weiterzuführen. Die jüngste Tochter, Umweltaktivistin, entflieht ihrer Verlobung, angesetzt am Tag von Jivans Ankunft. Auch sein heimlich homosexueller Halbbruder verschwindet am selben Abend, als der Firmenchef seinen Rückzug bekannt gibt. Als Patriarch besteht er auf sein ungebrochenes Recht der Einmischung. König Lear in Indien. Das Fiasko des Untergangs des Firmenimperiums erzählt die in England lebende Autorin aus wechselnden Perspektiven, jedem der Kinder sowie dem Patriarchen gibt sie eine Stimme. Ein wortgewaltiges, sarkastisches Drama, ein Stück Zeit- und Kolonialgeschichte aus feministischer Perspektive. Absolut lesenswert.
Sena Dogan
Preti Taneja: Wir, die wir jung sind. Aus dem Engl. von Claudia Werner. 629 Seiten. Verlag C.H. Beck, München 2019 EUR 26,80