Wachsende Frauensolidarität im Wilden Westen

Auf dem mehrere Tagesritte dauernden Weg von Nebraska nach Sioux City führen zwei Frauen, eine erfahrene Kopfgeld-jägerin und eine als brutal und gefährlich beschriebene Bankräuberin, lange Gespräche. Dabei gibt die Gefangene auch Denkanstöße, wie sehr sich die beiden Frauen eigentlich ähnlich seien darin, wie sie leben wollen. Die Gefangene wird mit Mut, Hilfsbereitschaft und Offenheit gegenüber der misstrauischen Kopfgeldjägerin, die sie an den Galgen liefern soll, beschrieben. Die Kopfgeldjägerin wird schließlich überfallen, des Kopfgelds beraubt, verletzt und infolgedessen bewusstlos. Mit einem in ihrem Armverband versteckten Hinweis wacht sie auf und erfährt, wo sich die Bankräuberin erneut aufhält. Die unterschiedlichen Lebenssituationen und Überlebensstrategien der Frauen am Ende des 19. Jahrhunderts im sogenannten Wilden Westen Amerikas sind in dem ersten Roman der Autorin spannend beschrieben. Unter fast unmöglichen Bedingungen gibt es zwischen den beiden Frauen auch eine gewisse Sehnsucht nach gegenseitiger Freundschaft oder Liebe. Werden sie zueinander finden, um gemeinsam in Freiheit, jenseits der patriarchalen Gesetze, zu leben, so wie sie sich das wünschen? Ein empfehlenswerter Revulva-Westernroman, nicht nur für AnhängerInnen des Westerngenres. Er macht jedenfalls Lust auf eine Fortsetzung, nur der Buchtitel könnte passender sein.
Vero
Katja Langmaier alias Towander Flagg Der Galgen fragt nicht, welcher Hals. 208 Seiten, Querverlag, Berlin 2019 EUR 16,45