Der Sinn des Lebens
Gegenüber
der Wohnung, in der Zara mit ihrer Mutter lebt, ist ein Junge
eingezogen. Der traurigste Junge der Welt, denkt sie, während sie
ihn beim Weinen beobachtet. Sie muss ihm unbedingt helfen und
beginnt, über Zettelbotschaften mit ihm Kontakt aufzunehmen. Und
plötzlich ist es Sam, der ihr hilft, mit ihrem Schlamassel
klarzukommen.Sam entdeckt den Zettel am Fenster gegenüber und findet
es zunächst wirklich spooky, dass das seltsame Mädchen ihn
scheinbar schon eine Weile beobachtet. Doch im Lauf der
Zettelgespräche bemerkt er, dass sie zwar einen ziemlichen Vogel
hat, aber trotzdem oder deswegen richtig toll ist.
Zara rätselt
lange, was es mit Sams Traurigkeit auf sich hat, bis sie ganz
zufällig entdeckt, dass er trans ist. Und Sam traut sich lange Zeit
nicht, sich zu outen, bis es plötzlich nicht mehr anders geht, und
er erfährt, dass sich Menschen oft ganz anders verhalten als
erwartet und der Sinn des Lebens vielleicht wirklich darin besteht
„man selbst zu sein und zu wissen, dass das reicht“, wie es Zara
ausdrückt. Agnes Ofner beschreibt einfühlsam die Geschichte der
Freund_innenschaft zwischen Zara und Sam, sie lässt die beiden
abwechselnd von erster Liebe, dem Leben mit alleinerziehender Mutter,
der Pubertät im Allgemeinen und im Besonderen und besten
Freund_innen erzählen. Daraus ist ein spannendes, berührendes und
wunderbar feministisches Jugendbuch jenseits aller Klischees
entstanden, von denen es leider immer noch viel zu selten eines gibt.
Paula Bolyos
Agnes Ofner: Nicht so das Bilderbuchmädchen. 177 Seiten, Jungbrunnen, Wien 2019 EUR 17,00 ab 12 J.