Der Tod und das Mädchen

Im Zentrum dieses Romans stehen mehrere Frauenfiguren, die über verschlungene Wege und dann doch klassischerweise über einen Mann miteinander verbunden sind. Anja, eine Universitätsprofessorin Anfang 50, hat ihren geliebten Mann an die Demenz verloren und ringt mit dem Versprechen der Sterbehilfe, das sie ihm einmal gegeben hat. Marie, sechzehnjährige Schülerin und Anjas Nichte, ist in ihren Literaturlehrer verliebt und leidet sehr, als er sich unschlüssig von ihr abwendet. Julian, besagter Lehrer, Endzwanziger und Dissertant wiederum würde ja eigentlich gerne und phantasiert ausführlich über weite Strecken des Buches über „das Mädchen“, hat aber eine Frau und zwei kleine Töchter, denen er sich verpflichtet fühlt. Anni, die ältere der beiden, ist sechs Jahre alt und auch ihrer Perspektive auf die verwirrende Welt wird viel Raum gewidmet. Das zentrale Thema des Buches ist der Tod und seine Auswirkungen auf die Liebe und die Erfahrung von Zeit. Ist die Chronologie nicht nur eine Illusion? Gibt es die Möglichkeit, sich ganz in einem Moment zu befinden? Der Tonfall ist nicht ganz kohärent und wechselt vom leichtfüßigen Abhandeln wenn auch melancholischer Narrationen zu tiefsinnigen Gesprächen, die Marie und Julian führen – wobei die philosophischen schwergewichtigeren Worte Marie in den Mund gelegt werden. Sie bleibt jedoch eher Platzhalterin, nicht so ganz nimmt man ihr die Sätze ab. Berührend ist es nichtsdestotrotz und die Fragen nach Liebe, Tod und Gegenwart machen Fühlen. soe
Riikka Pulkkinen: Die Ruhelose. Roman. Aus dem Finnischen von Elina Kritzokat. 352 Seiten, List, Berlin 2014 EUR 18,50