Der umstrittene Wert der Hausarbeit

Es geht in der historisch-soziologischen Studie um die Rekonstruktion der Prozesse der Regulierung und Institutionalisierung bezahlter Hausarbeit im Ländervergleich von Spanien und Uruguay. Angesichts der aktuell weltweit steigenden Anzahl von meist weiblichen Hausangestellten, deren Arbeit oft prekär, informell und schlecht bezahlt ist, sowie der Abfederung des Rückbaus des Wohlfahrtsstaats durch weibliche Arbeitsmigration (in Privathaushalte), möchte Pflücke einen Beitrag zum besseren Verständnis der Bedingungen und Möglichkeiten der rechtlichen Fassung und organisatorischen Gestaltung der bezahlten Arbeit im Privathaushalt leisten. Während sie anhand von Uruguay zeigt, wie sich historisch eine ArbeiterInnenschaft im Privathaushalt herausgebildet hat, die gewerkschaftlich organisiert ist und über Tarifverhandlungen an der Verbesserung ihrer Lage mitwirkt, konstatiert die Autorin für Spanien die Institutionalisierung der Haushaltsarbeit am Rande der Arbeitsbeziehungen, auch weil deren ideologische Fassung als Dienstbarkeit und nicht als Arbeit weiterhin dominiere. Pflückes spannende empirische Studie spricht sich aus feministisch-intersektionaler Perspektive gegen interessengeleitete Naturalisierungen weiblichen Arbeitsvermögens sowie Ungleichheitspolitiken auf Kosten marginalisierter Gruppen aus und beweist: „Der Prozess der Institutionalisierung der bezahlten Hausarbeit bleibt den wirkmächtigen Zwängen patriarchaler, kapitalistischer Vergesellschaftung zum Trotz gestaltbar.“

Sabine Zopf

Virginia Kimey Pflücke: Wenn Hausarbeit bezahlt wird. Der Wandel der Arbeitsbeziehung im Privathaushalt in Spanien und Uruguay. International Labour Studies – Internationale Arbeitsstudien. Hg. von Klaus Dörre und Stephan Lessenich, Bd. 20. 396 Seiten, Campus, Frankfurt/M. – New York EUR 41,10