Die vielen Facetten der Emanzipation

Wenn man ein Buch zur Hand nimmt, wird es wohl zunächst durchgeblättert. Dabei fällt hier die ansprechende und liebevolle Gestaltung auf. Es gibt zahlreiche interessante zeitgenössische Fotografien und Karikaturen. Manche Biografien werden von einem gezeichneten Porträt aus der Feder von Anne Schmidt verziert. Die Frauen, die in den 29 Lebensbeschreibungen porträtiert werden, sind ab den 1850er bis zu den 1960er Jahren geboren. Claudia Teibler ordnet die Biografien allerdings nicht chronologisch, sondern nach Wirkungsbereichen. Es begegnen uns neben Frauenrechtlerinnen und Politikerinnen auch Künstlerinnen, „Expertinnen für Gastronomie und Genuss“, Literatinnen, Schauspielerinnen sowie Frauen in Medizin, Wissenschaft und Architektur. Alle diese Frauen haben entscheidende Lebensjahre in Bayern, hauptsächlich in München, verbracht. Die Biografien dieser mehr oder weniger bekannten Protagonistinnen geben Einblick in ein vielfältiges Frauenleben, das die Forderung nach Gleichberechtigung als gemeinsamen Nenner hat. Einige der Forderungen, die seit mittlerweile über 100 Jahren gestellt werden, sind bereits erfüllt worden, so etwa das allgemeine Wahlrecht. Wichtige Anliegen der frühen Frauenbewegung wie beispielsweise gleicher Lohn für gleiche Arbeit sind jedoch noch immer nicht verwirklicht. Das Buch wendet sich nicht unbedingt an ein Fachpublikum, aber das Literaturverzeichnis lädt zu einer näheren Beschäftigung mit Themen ein, die hier freilich nur angedeutet werden konnten. Ein schöner Band, der sich gut als Geschenk eignet, an sich selbst oder andere Interessierte.
Karin Nusko
Claudia Teibler: Die Bayerischen Suffragetten. Luitpold-Frauen, Kultur-Wirtinnen, Selbständige und Künstlerinnen. 176 Seiten, Elisabeth Sandmann Verlag, München 2022 EUR 25,00