Eine Reise durch Zeit und Raum

Gibt es überhaupt freien Willen? Wie groß oder beschränkt ist unser Handlungsraum eigentlich? Mit dieser Frage der menschlichen Existenz haben sich viele Philosoph_innen und Künstler_innen aller Zeiten beschäftigt. In ihrem Roman nähert sich die Autorin Iris Wolff diesem Thema an. Durch vier Geschichten, die durch das zwanzigste Jahrhundert laufen, wird der Zusammenhang zwischen Handlungen, Zufällen und historischer Logik mit der Kunst des Schreibens untersucht. Der Roman besteht aus vier Erzählungen von vier unterschiedlichen Generationen. Jakob ist ein österreichischer Soldat im Ersten Weltkrieg, der zum Einsatzort nach Rumänien geschickt wird. In einem kleinen Karpatendorf versucht er, ein halbwegs funktionierendes Alltagsleben im kriegerischen Umfeld zu schaffen, wobei er ständig dem Tod nahe ist. Henriette, ein junges Mädchen in den Zwischenkriegsjahren, kommt über Nacht zur „Gesellschaft der Schlaf‑ losen“ in Elemérs Garten. Später, als die Amis sich für eine Mondlandung vorbereiten, überlegt ihr Sohn, der Motorradfahrer Vicco, Selbstmord zu begehen. Viele Jahre später beobachtet seine Tochter, Hedda, wie ein Fischerboot zum Horizont segelt und nie wieder zurückkehrt. Die Erzählungen sind durch Zeit und Raum weit voneinander getrennt, aber durch die zärtlichen Pfade der Geschichte verbunden. Gemeinsam bilden sie ein tiefes, komplexes Bild von Erinnerungen, Gedächtnis, Liebe, Lust und Schmerzen. Poetisch geschrieben und viel Liebe zum Detail machen dieses kleine Buch zu etwas Größerem. Hafdis Erla

Iris Wolff: So tun, als ob es regnet. 166 Seiten, Otto Müller Verlag, Salzburg 2017 EUR 18,00