Fotos, sonst nichts

Eine schwarze Katze, verschwommen, am Sprung über Autodächer – Arles, 1982. Blüten, auf den Weg gestreut, in einem Park in New Jersey, die eingepackten Rosen im Burggarten in Wien. Dazwischen Fotos von Bekannten, Freund:innen, witzige Straßenszenen. Barbara Gass, 1939 in Westdeutschland geboren, ist über die Jahrzehnte konsequente Fotoarbeiterin geblieben. Bekannt wurde sie vielen über ihre Zusammenarbeit mit dem Künstler Herbert Achternbusch, an dessen Filmsets sie fotografiert hat. Und da taucht er auch auf, unvermutet, im ersten Drittel des Buches, in weißem Anzug mit weißem Hut, weißem Hund und Weißbier, jung noch, ein nettes Porträt. Sonst nichts heißt der Gass-Band, den die Bibliothek der Provinz in ihrer art Edition herausgegeben hat. Für Anhänger:innen der analogen Fotografie, des Materials, aber auch der simplen Street Photography ist viel dabei. Es ist ein Blättern durch Jahrzehnte – Barbara Gass hat in den 1950er-Jahren mit dem Fotografieren begonnen und nicht mehr damit aufgehört. Ein wenig mehr kuratorische Arbeit würde man dem Band wünschen – oder nein, ein wenig Einblick in die Motivation, gerade dieses und jenes auszuwählen, dieses und jenes zusammenzustellen. Aber vielleicht ist es auch eine gute Übung, auszuhalten, dass die vielschichtigen Bilder mit ihren kargen Titeln ohne Rahmen bleiben; sich zuzutrauen, das fotografische Oeuvre von Gass über eine nicht unbedingt nachvollziehbare Auswahl an Fotografien kennenzulernen. Und dadurch Lust auf mehr zu bekommen.
Lisa Bolyos
Barbara Gass: Sonst nichts. Fotoband. 92 Seiten, art Edition, Bibliothek der Provinz, Weitra 2023 EUR 28,00