Frauen, Euch wird Lohn geraubt!

So erging es der Autorin Birte Meier, einer ehemaligen ZDF-Journalistin, die sich gerichtlich dagegen wehrte, dass männliche Kollegen über Jahre hinweg wesentlich besser entlohnt wurden als sie selbst. Auch wenn die sextistische Diskriminierung offensichtlich und beweisbar war, musste sie nicht nur Klagsabweisungen einstecken, sondern war darüber hinaus mit Schweigegeboten seitens des ZDF konfrontiert. Von im Grunde gleichen Erfahrungen berichten die vielen Frauen, mit denen Birte Meier gesprochen hat – darunter eine Fabriksarbeiterin, eine Managerin und eine Bürgermeisterin. Die Autorin zeigt auf, dass Frauen in keinem Bereich vor Lohn- oder Beförderungsdiskriminierung sicher sind. Sie schärft das Bewusstsein für verschleierten Sexismus in Arbeitsverträgen und liefert Handlungsmethoden dafür, was Frauen bereits beim Verdacht ungleicher Bezahlung tun können und was (dann) beim Beschreiten des Klagsweges zu berücksichtigen ist. Die Autorin sieht Gewerkschaften in der Pflicht, Forderungen nach diskriminierungsfreier Entlohnung zu unterstützen. Außerdem sollten rechtliche Regelungen den von Unternehmen geförderten Missstand der Lohnungleichheit ‚schmerzhaft‘ sanktionieren. Es ist ein Appell an unsere Solidarität, das Schweigen zu brechen. Die Mehrfachdiskriminierung von Migrantinnen und Women of Color wird oberflächlich immer wieder einbezogen und es gibt einen eigenen knappen Abschnitt dazu. Hier wäre eine argumentativ reichere Analyse sinnvoll gewesen. Insgesamt jedoch stellt der Beitrag eine Pflichtlektüre im Sinne feministischer Gerechtigkeit dar.
Claudia Bergermayer
Birte Meier: Equal Pay Now! Endlich gleiches Gehalt für Frauen und Männer. Was wir jetzt tun können. 238 Seiten, Goldmann, München 2023 EUR 16,50