Radikal und solidarisch – Wie bitte?
Das erste Gefühl sagt der Leserin, das passt nicht zusammen. Bereits beim Durchblättern wird jedoch rasch klar, dass es sich um einen eindringlichen Appell zur Akzeptanz von Vielfalt handelt. Der rote Einband des Buches ist nicht zufällig gewählt, es ist die Farbe der Sozialdemokratie. Die Zugehörigkeit der Autor:innen in diesem Werk zur Sozialdemokratie ist unbestritten. Die Gliederung der Beiträge ist wohlüberlegt und führt die Lesenden über den Ist-Stand zu Umsetzungsmöglichkeiten und präsentiert zum Schluss die Zielrichtung einer solidarischen Zukunft, die auf den Grund- und Freiheitsrechten aufbaut. Das Recht auf Selbstbestimmung für alle Menschen steht im Mittelpunkt und damit wird logischerweise das Patriachat in Frage gestellt. Für welche Denkschulen die ‚Gender-Ideologie‘ ein Feindbild darstellt, führt Nora Waldhör in ihrem sehr spannenden Beitrag aus. Das gedankliche Entkoppeln von Kindern aus dem Konstrukt Familie schafft die Möglichkeit, den Blick konkret auf Kinder zu legen und eine Grundsicherung zu befürworten. Bildung ist als ein Grundrecht anzusehen und Diskriminierung und Rassismus sind radikal zu bekämpfen. Dazu werden konkrete Anregungen geliefert! Zusammengefasst ein Statement der Sozialdemokratie. Thematisch eignen sich die Beiträge für Einsteiger:innen und können auch einzeln gelesen und sehr gut verwendet werden.
Silvia Moosmaier
Radikale Solidarität – Warum Vielfalt immer eine soziale Frage ist. Hg. von Evelyn Regner, Mario Lindner. 172 Seiten, ÖGB-Verlag, Wien 2023 EUR 29,90