Jede_r ist doch irgendwie behindert

Mit diesem Buch führt uns die Autorin als Mutter eines körperlich beeinträchtigten Kindes durch ihre Perspektive der Welt. Sie reflektiert mit klarer Sprache, wie ihr adoptierter Sohn Leo heranwächst und welche Schwierigkeiten sie dabei allein und als Familie zu bekämpfen haben. Im Mittelpunkt ihrer Gedanken steht dabei immer Leo, um welchen sie sich liebevoll mit ihrem Mann kümmert. Neben den inneren Konflikten, welchen sie sich als Mutter stellen muss, zeigt sie auf, wie wenig uns doch bewusst ist, welchen Rattenschwanz das Wort Behinderung in unserer Gesellschaft mit sich zieht. Ihrem Wunsch, dass ihr Sohn gute Freundschaften und eine passende Schule findet, stellt sich die Realität in den Weg, dass ihr Sohn nicht „normal“ ist und dieser Konflikt manifestiert sich in der Frage: Was und vor allem, wer ist eigentlich normal? Interessant ist auch, wie intelligent Leo oft alles begreift, wird er doch so häufig als „dumm“ dargestellt. Was wohl passiert, wenn er selbst dieses Buch in 10 Jahren in die Hand nimmt? Elena Pirin erfasst sehr gut, dass sich Political correctness und Humor immer wieder ausschließen und doch schafft sie es sowohl mit Witz als auch Ernst die Leserin zum Nachdenken anzuregen. Dies erreicht sie durch die simpelste und doch ehrlichste aller Varianten, das Teilen ihrer Gedanken. Dieses Buch ist es Wert gelesen zu werden und zwar von uns allen. Vanessa Jürgensen

Elena Pirin: Mein Löwenkind. 216 Seiten, Patmos, Ostfildern 2016 EUR 19,99