Karambolagen im Äther

James Tiptree Jr. alias Alice B Sheldon verschränkt in ihrem ersten Roman das Schicksal dreier Spezies miteinander und lässt sie die Geschichte aus ihrer jeweiligen Perspektive erzählen. Die Spezies sind in ihrer Existenzweise denkbar unterschiedlich. Ein riesiges, nahezu substanzloses intelligentes Wesen, das den Weltraum durchstreift und eine Spur der Zerstörung hinterlässt, stoffliche Wesen, die von einem Aurafeld umgeben in der windigen Atmosphäre des Gasplaneten Tyree leben, und Bewohner_innen des Planeten Erde treffen in diesem Roman über telepathische Übertragungen zufällig aber folgenschwer aufeinander. Die Existenz der jeweils anderen stellt nicht nur das bisher Gewusste und Geglaubte in Frage, der Kampf ums Überleben erfordert auch die Überwindung von kulturellen, räumlichen und körperlichen Grenzen und von Tabus. Alles Leben auf Tyree ist bedroht und vielen Bewohner_innen scheint Flucht zur Erde als einziger Ausweg. Sie tauschen ihre Körper mit jenen von Menschen, die sich plötzlich in den Winden hoch über Tyree wiederfinden – hilflos und verwirrt. Am Ende des Romans steht die Erkenntnis, dass es keine Sicherheit gibt – nur Veränderung. Der Roman aus 1978 erschien bereits 1980 in einer deutschen Erstübersetzung und liegt nun im Rahmen der Werkausgabe des Septime Verlags in einer Neuübersetzung vor. Ein kurzer Vergleich der beiden Übersetzungen zeigt interessante Unterschiede und macht im Grunde extrem neugierig auf das englische Original. Roswitha Hofmann

James Tiptree, Jr.: Die Mauern der Welt hoch. Aus dem amerik. Engl. von Bella Wohl. 499 Seiten, Septime, Wien 2016 EUR 24,90