Kategorie: Belletristik

Ein queerer Papierdrachen

Nasse Geschichten, die aus abgrundtiefen Löchern gespuckt, vergangene Schatten in die Gegenwart holen. Eine Reise in den Reichtum der Vergleiche. Fische werden zu Töchtern, Zehen zu Erdnüssen und Papierdrachen schlitzen den Himmel auf. Ein avantgardistischer Familienroman, geschrieben aus der Sicht einer jungen Protagonistin. Die Autorin verflicht ihre taiwanesischen Wurzeln mit...

Die Metamorphosen der Schmetterlinge

Maria Sybilla Merian lebte rund um 1700, sie war Naturwissenschafterin, Malerin und Unternehmerin. Berühmt wurde sie für ihre wunderschön gemalten Bücher über Insekten und Pflanzen. Ihr großer Traum war es, ins ferne Surinam zu reisen, um dort die Insektenwelt zu studieren. Zunächst trennte sie sich von ihrem Ehemann und zog...

Stiller Terror

Dieser aus dem Französischen lebendig ins Deutsche übersetzte Roman war eigentlich als Theaterstück gedacht. Er schwankt zwischen depressiv und explosiv und ist streckenweise auch satirisch bis ironisch witzig. Es geht um eine Vorarbeiterin und Gewerkschafterin und gleichzeitig absolute Vertraute des Chefs. Sie wurde von ihrem Mann verlassen und irgendwie ist...

Das Trauma überwinden

Die in Ostberlin aufgewachsene Jüdin Nike, studierte Judaistin, geht für ein Jahr nach Tel Aviv, um dort eine Konferenz über Juden in Deutschland nach 1945 vorzubereiten. Sie möchte damit dem gleichförmigen Funktionieren entkommen, das ihr schon lang als Überlebensstrategie nach einer gewalttätigen Beziehung dient. Zugleich will sie nach Israel, um...

Literatur und die Macht der Erinnerung

Die Ich-Erzählerin, eine Schriftstellerin, versetzt uns in ein beklemmendes Szenario: sie wird von einer nicht definierbaren Person aufgefordert, Bericht zu erstatten. Sie soll wöchentlich eine akustische Reportage schicken, dem eigenen Rhythmus folgend erzählen und die Stimmen der anderen dokumentieren. Anlass dieses Arrangements ist ein Umsturz, die schrittweise Etablierung einer faschistischen...

Alles hättest du haben können

Anna Herzig zeigt in ihrem Roman Die dritte Hälfte eines Lebens eine Dorfgemeinschaft, die in der österreichischen Literatur oft beschrieben wurde. Es gibt die erbarmungslose, kollektive ‚Erinnerungsmaschine‘, die weder vergisst noch verzeiht und jemanden wie Seppi oder El-Kah-Ih zu Außenseiter_innen macht, divers ist nämlich höchstens die Obst- und Gemüseecke. Alles...

Schmerzhafte Verbindung

„Zu behaupten, ich hätte mich niemals über das Leid meiner Mutter gefreut, wäre eine glatte Lüge“. So beginnt Bitterer Zucker von Avni Doshi. Das Erstlingswerk der Autorin widmet sich auf schonungslose Art einer schwierigen Mutter-Tochter Beziehung: Antara ist verheiratet, Mitte 30 und Künstlerin. Ihre Mutter Tara hat eine bewegte Vergangenheit...

Ein literarischer Kampf für die Freiheit

Arundhati Roy bewegt sich in ihrem essayistischen Roman zwischen Realität und Fiktion und schildert Verbrechen an die Menschlichkeit, sowohl auf sachlich als auch empathisch eindrucksvollste Weise. Die detailreichen Gewaltszenarien und systematischen Gräueltaten unter der Herrschaft von Narenda Modi und seiner militanten Gefolgschaft im segregierten Indien werden mit starkem und authentischem...

Mit dem Herzen sehen

Eine Frau alleine in der Wildnis: Die promovierte Wildbiologin Catherine Raven zieht in ein kleines Cottage in der Kaltwüste Montanas, umgeben von Maultierhirschen, Dachsen, Füchsen, Pumas, Elstern, Steinadlern, Wühlmäusen und zahlreichen anderen Tieren. Sie unterrichtet online oder leitet als Rangerin Wanderungen für arrivierte Städter­innen. Diese möchten ein bisschen Wildnis erfahren,...

Umverteilung mit schwarzem Humor

Die heutige Gesellschaft nähert sich dem 19. Jahrhundert immer mehr an – diese Ahnung fand Strafverteidigerin und Autorin Hannelore Cayre bei der Lektüre von Thomas Pikettys Kapital im 21. Jahrhundert bestätigt. Im neuen Roman stößt ihre Protagonistin Blanche de Rigny bei einem Besuch in der Bretagne auf Verwandtschaft, eine erfolgreiche...